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Almen als heilsames Natur-Sanatorium?

 

Ich behaupte: Arbeiten auf einer Alm ist eine Therapie, die eine Vielzahl von Leiden lindern, wenn nicht sogar heilen kann.

 

Unsere Almen und das dazugehörige Almleben werden seit Jahrhunderten in romantisch-wehmütigen Liedern besungen. Trotz der - immer noch - harten Arbeit auf den Hochweiden der Alpen ist das Leben im Sommer in den Bergen für sehr viele Menschen immer noch atraktiv. Weshalb ist das so?

 

Stellen Lieder und Erzählungen vielleicht nur mittelalterlich-romantische Übertreibungen dar? Oder war das Leben auf der Alm fernab von Kaiser, König und Kirche jahrhundertelang ganz einfach freier, ungezwungener und also romantischer? Ohne die Zwänge der damaligen Gesellschaftsordnung?

 

Sind es heute nur die frische Luft, die Ruhe, die Unmittelbarkeit des Naturerlebens und die Nähe zu den Tieren, die moderne Menschen motivieren, den Sommer auf den Almen zu verbringen? Oder ist es nicht auch die Entfernung von einer ,Zivilisation‘, die immer groteskere Formen annimmt? Ist es also eine nur leicht veränderte Definition von Freiheit, die auf den Almen gelebt werden kann?

 

Kann die Entfernung von urbanen Zentren, die Arbeit in freier Natur, die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Elementen sogar heilende Wirkungen entfalten?

 

Ein Leben im Rhythmus der Natur

 

Einer der grundlegenden Unterschiede des Almlebens zu ,modernen‘ Arbeitsabläufen ist die Abhängigkeit von den ,Launen‘ der Natur. Zudem ist es der geradezu institutionalisierte, täglich zu praktizierende Arbeitsablauf auf einer Alm und den strikt fixierten Rollen der Almbewohner_innen. Vom Melken über das Käse machen bis hin zu Hirtendiensten, kochen, essen oder Holz machen. Nicht zu vergessen die Tierpflege, teilweise die Tierfütterung, ja überhaupt das Leben mit den Almtieren.

 

Genau deshalb betrachte ich das Almleben als eine hervorragende Grundlage einer Therapie für stressgeplagte Menschen. Für Menschen, die unter dem stetig steigenden Leistungsdruck leiden. Die es kaum mehr aushalten, sich den permanent und rasant verändernden Situationen anzupassen. Die unter die Räder der Geldgier einer modernen Gesellschaft zu kommen drohen oder schon gekommen sind. Und dann noch das Mobbing in den Unternehmen. Ist da das sogenannte „Burn-Out“ noch ein Wunder? Nein, sicher nicht.

 

Eine Gaißenherde als Therapie

 

Konkret: auf Helgas Alm im hinteren Valsertal in Tirol könnte schon in der kommenden Almsaison ein Projekt umgesetzt werden, das auf die heilsamen Wirkungen der Natur und die wunderbare Dynamik einer Geißenherde aufbaut.

 

Das Valsertal selbst ist ein vom Tourismus nahezu unberührtes Tal, in dem Motorenlärm genauso unbekannt zu sein scheint wie Streulicht in der Nacht. Und das, obwohl das Tal kaum 15 km vom Brennerpass entfernt liegt. Aber: seit 1942 steht ein Großteil des Valsertales unter Naturschutz und ist zudem Natura2000-Gebiet.

 

Die Alm selbst - www.helgasalm.at - liegt auf 1.430 m Seehöhe und dürfte zwischen 300 und 400 Jahre alt sein. Das Almhaus mit den Stallungen für die Ziegentiere ist eigentlich ein Museum. Authentisch und in den allergrößten Teilen so belassen, wie es ihre Vorfahren vor hunderten von Jahren errichteten. Lediglich der Stromanschluss ist eine Verbeugung vor der modernen Zivilisation.

 

Die Sennerin, Helga Hager, erzeugt mit der edlen Milch ihrer Herde nicht nur einen unnachahmlichen Ziegen-Frischkäse. Sie ist auch eine der ersten österreichischen Sommelières und bietet deshalb neben der kräftigen Almkost auf ,Peters Kaser‘ auch feinste Weine an.

 

Die neueste Anschaffung sind 4 Zirbenholzbetten. Ursprünglich dafür gedacht, Freunden, Verwandten und Bekannten die Möglichkeit von Übernachtungen zu bieten. Aber das „Schlafen im Bergheu“ hat sich als überaus attraktiv herausgestellt. Überlegungen laufen, im kommenden Jahr therapeutischen Kleingruppen die Möglichkeit zu bieten, etwa eine Woche lang in dieser wundervollen Atmosphäre zu leben, sich zu entspannen und die Welt fernab von Stress und Hektik zu verbringen.

 

Wir werden an dieser Stelle weiter über den Stand der Planungen und der Ideen berichten.

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